Regio-Netzwerk: Praktische Zusammenarbeit fördern
Netzwerkarbeit: Praktische Zusammenarbeit fördern
Die Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerks in einer Region muss von dafür beauftragten „Netzwerkmanagern*innen“ betreut werden, denn die Zusammenarbeit innerhalb eines Netzwerks von selbständigen Betrieben ist kein Selbstläufer. In erster Linie muss bei jedem Beteiligten Sinn und Verständnis für das Ganze entstehen.
Geht es in der Zusammenarbeit nur darum, einen besseren Preis für die Einkäufe zu erreichen, ohne zu wissen, wie es um die wirtschaftliche Situation des Partners bestellt ist, macht Netzwerkarbeit keinen Sinn. Sinnvoll ist die Zusammenarbeit in einem Netzwerk erst dann, wenn der Partner darüber informiert ist, wie es um den anderen Betrieb bestellt ist, wie er sozial und ökologisch wirtschaftet und wie die finanziellen Verhältnisse sind. Das Wissen um die Situation des anderen erhöht die Verantwortlichkeit des eigenen Handelns. Das heißt nicht, dass der Wettbewerb ausgeschaltet ist und man jeden Preis für ein Produkt zu akzeptieren hat, sondern eher, dass man den Partner dabei unterstützt, seinen Betrieb zu verbessern, und man sich gemeinsam dem Wettbewerb stellt.
In der Fülle der Beziehungen innerhalb eines Netzwerks von Betrieben in der Region ist der einzelne Akteur mit der Beschäftigung mit jedem seiner Partner sicher überlastet, dazu muss eine Hilfestellung installiert werden. Ist ein Bewusstsein für das Ganze in der Region und die Verbindlichkeit zwischen Netzwerkpartnern entstanden, werden ganz praktisch die Warenflüsse zwischen den Netzwerkbetrieben intensiviert. Das Regionalnetzwerk kann und muss eine unterstützende und verbindliche Rolle spielen, indem es die Zusammenarbeit organisiert.
Die einzelnen Unternehmerinnen und Unternehmer stehen mit ihren Sorgen und Nöten dann nicht mehr alleine da. Es gibt regelmäßige verbindungstiftende Arbeitstreffen aller Betriebsleiter (Verbindungskreis) entlang der ganzen Wertschöpfungskette. Bei diesen Treffen findet ein Austausch zwischen den Akteuren der einzelnen Wertschöpfungsstufen statt. Zu einer solchen Wertschöpfungskette zählen sämtliche Unternehmen und Tätigkeiten, die an der Nahrungsmittelbeschaffung beteiligt sind, von der Urproduktion über die Vielzahl von Dienstleistungen bis zur Verarbeitung und Vermarktung.
Das Austrocknen der regionalen Geldkreisläufe
Die heute global eingesetzten Währungssysteme folgen aufgrund ihres Aufbaus einem simplen Gesetz: Geld fließt immer dahin, wo die höchste Verzinsung zu erwarten ist. Die höchste Rendite ist dort zu erwarten, wo hohe wirtschaftliche Wachstumsraten herrschen. Grade in den entwickelten Regionen der Welt ist jedoch ein gewisses Maß an Sättigung der Märkte zu beobachten – sie läßt sich an der Stagnation der Wirtschaftskraft ablesen („Nullwachstum“). Das globale Geld fließt deshalb in wachstumsstarke Regionen und hinterläßt überall dort Geldknappheit, wo die Wirtschaftskräfte schwächeln.
Daraus folgt eine sich selbst verstärkende Dynamik: Wo es an Geld als Tauschmittel mangelt, wird der Leistungsaustausch zwischen den Menschen schwieriger: Arbeitslosigkeit entsteht, die Wirtschaftskraft geht zurück, noch mehr Geld fließt ab – und der Wohlstand einzelner Regionen ist gefährdet.
Regionale Währungen als Steuerungsinstrument des Endverbrauchers
Das, was der Endverbraucher bei der Nutzung globaler Währungen an Kontrolle über die Wertschöpfungskette verliert, gewinnt er bei der Nutzung regionaler Währungen dazu. Kauft er im Einzelhandel mit einer regionalen Währung, so kann der Einzelhändler diese Einnahmen nur innerhalb des regionalen Währungsgebietes ausgeben. Egal welchen Zulieferer der Händler mit der regionalen Währung bezahlt – auch dieser Zulieferer ist aufgrund der begrenzten regionalen Gültigkeit der Währung in der Situation, sich erneut regionale Lieferanten für seine Vorprodukte zu suchen. Der Endkunde kann sich bei der Nutzung regionaler Währungen also sicher sein, daß ein viel größeres Maß an regionaler Wertschöpfung in dem von ihm gekauften Produkt steckt.
Regionale Währungen geben dem Endkunden also eine Art Steuerungsinstrument in die Hand, mit dem er Einfluß auf die gesamte Wertschöpfungskette ausübt und nicht nur auf das regionale Bewußtsein der Händler und Hersteller angewiesen ist.
Regionale Währungen formen regionale Märkte
Eine Währung bildet einen Markt. Der Euro als europäische Währung hat dazu geführt, daß es einen riesigen Binnenmarkt in Europa gibt. Über die Währung hängen alle Wirtschaftsteilnehmer miteinander zusammen und kaufen und verkaufen Dienstleistungen innerhalb desselben Währungsraumes und somit innerhalb desselben Marktes.
Eine regionale Währung bildet einen regionalen Markt. Die Größe des Marktes wird durch die Größe des Währungsraumes bestimmt. Wird eine Regionalwährung ergänzend zu einer überregionalen Währung genutzt, so haben die Wirtschaftsteilnehmer die Wahl zwischen zwei Märkten, in denen sie agieren können. Innerhalb des regionalen Marktes werden vor allem regional erbrachte Leistungen und Güter gehandelt, durch die überregionale Währung bleibt der Zugang zum überregionalen Markt weiterhin vorhanden.
Die zusätzlichen Zahlungsmittel, die durch eine regionale Währung den Wirtschaftsteilnehmern zur Verfügung stehen, beleben all jene Wirtschaftskreisläufe, die durch die Geldknappheit im Euro-Markt „ausgetrocknet“ sind. Eine Region, die sich durch den Einsatz einer regionalen Währung einen eigenen regionalen Markt schafft, erweitert ihren Handlungsspielraum und fördert ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit – sie bleibt durch die optimale Nutzung überregionaler Währung trotzdem am globalen Wirtschaftsgefüge angeschlossen (siehe auch Auf welche Weise wirkt eine Regionalwährung?).
Fazit
Der Globalisierung der Märkte sind Grenzen gesetzt, die Krisensymptome hervorrufen. Regionale Währungen formen regionale Märkte. Für die Wirtschaftsteilnehmer erhöhen sich dadurch die Handlungsmöglichkeiten, da nicht nur ein globaler, sondern auch ein regionaler Markt zur Verfügung steht. Dem Endkunden werden neue Einflußmöglichkeiten auf die Wertschöpfungskette und damit auf die Art und Weise der Produktion in die Hand gegeben. Es ist zu erwarten, daß sich die Transportwege verkürzen und damit die Umweltbelastung verringert wird.
Forum Regionale Ernährung Entwickeln (FREE)
Zum Beispiel vielfältige Erzeugergemeinschaften:
Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH),
Glottertäler Erzeugergemeinschaft von Rindfleisch aus artgerechter Mutterkuhhaltung,
Erzeugergemeinschaft ZweiTälerLand für ökologisches Rindfleisch aus artgerechter Muttelkuhhaltung,
Erzeugergroßmarkt Südbaden eG. mit Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden GmbH,
Beratungsdienst Direktvermarktung Südbaden e.V.,
Archiv Erzeugergemeinschaften Freiburg-Schwarzwald-Portal,
Regionale Wirtschaftsgemeinschaft (ReWiG) eG,
Regionale Wirtschaftsgemeinschaft (ReWiG) München eG,
Regionale Wirtschaftsgemeinschaft (ReWiG) Allgäu eG,
FreiTaler e.V. – Verein für regionale Wirtschaftsentwicklung,
Lausitzer e.V. – Verein für regionale Wirtschaftsentwicklung.
Comment
Jörg Beger
3. Mai 2017 at 12:22AbL: Agrarreform oder Höfesterben
Ein Interview mit Anneliese Schmeh von der „Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft“ (AbL) über die Strategien der AbL im Kampf gegen das Höfesterben von Kleinbauern in Baden-Württemberg und anderen Teilen Deutschlands. Anmoderation enthalten.
https://rdl.de/beitrag/abl-agrarreform-oder-h%C3%B6festerben
Jörg Beger
3. Mai 2017 at 14:18Maschinenring Breisgau in Sexau
Der 1985 gegründete Maschinenring Breisgau mit Sitz in Sexau zählt mit derzeit knapp 1500 Mitgliedern und einem Jahresumsatz von etwa vier Millionen Euro zu den größten Maschinenringen in Baden-Württemberg.
Die Mitglieder bewirtschaften Betriebe im Gebiet zwischen Lahr und Bad Krozingen. Für einen Jahresbeitrag von 50 Euro können sie sich mit Spezialgeräten oder besonders schlagkräftigen Maschinen an Berufskollegen vermitteln lassen und so ihre Kapazitätsauslastung steigern. Andere Betriebe wiederum rufen diese Dienstleistungen ab.
Neben die Maschinenvermittlung sind in den vergangenen Jahren weitere Geschäftsfelder getreten. Der Maschinenring beschäftigt Betriebshelfer, Hauswirtschafterinnen, Dorfhelferinnen und Familienpflegerinnen. Auch nimmt der Maschinenring Anfragen von Kommunen entgegen, die Landwirte zum Winterdienst und zur Landschafts- oder Grünflächenpflege beauftragen wollen. Die Mitgliedsbetriebe können auch Saisonarbeitskräfte für einzelne Tage oder Arbeitsabschnitte buchen. In den Jahren 2003 und 2006 hatte der Maschinenring auch eine Futterbörse eingerichtet.
http://www.maschinenring-breisgau.de/
http://www.freiburg-schwarzwald.de/landwirt.htm#Maschinenring%20Breisgau%20in%20Sexau