Repair: Wie die Stadt noch zu retten ist.
Klimakrise, Rohstoffknappheit, Finanzcrash: Es steht nicht gut um Mutter Erde. Auf dem Kulturfestival Ars Electronica (Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft) stellten sich 2010 Künstler, Forscher und Designer die Frage, wie wir unseren Planeten noch retten können.
Die Zeit des Warnens ist vorüber, denn wir stecken schon mitten drinnen: In der Klimakrise, der Überwachungsgesellschaft, dem Bankrott der Finanzwirtschaft … Points of no Return sind überschritten und die Dramatik der Auswirkungen ist klar erkennbar. Unerklärlich daher unsere Lethargie, zumal Ideen, Werkzeuge und Techniken für den Kurswechsel vorhanden sind. Wir müssen einfach nur handeln. Die Ärmel hochkrempeln und in Angriff nehmen, woran sowieso kein Weg vorbeiführt. Wir müssen uns ändern und mit der Reparatur beginnen.
2010 ging das Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft auf die Suche nach Auswegen und wendete sich an die Pioniere unserer Zeit. Keine Abenteurer, die einfach drauflos segeln. Sondern Visionäre, die mit hohem Fachwissen, sehr viel Kreativität und Idealismus an einer alternativen Zukunft arbeiten. repair lautete der Titel eines Festivals, das sich diesen Wegbereitern anschloß und 2017 – nach wie vor – die kollektive Nachahmung empfiehlt …
Sendung: Repair – Wie die Welt noch zu retten ist
Gestaltung: Günter Kaindlstorfer
Interview mit: Richard Sennett (Soziologe), Franz Schweighofer (Öko-Unternehmer), Heidrun Friese (Sozialanthropologin), Dickson Despommier (Ökologe), Johann Staudinger (Anwendungsforscher), Hubert Lepka (Aktionskünstler), Gerfried Stocker (Leiter „Ars Electronica“), Han Brezet (Verkehrsexperte), Frithjof Bergmann (Philosoph; ab Filmzeit 17:53), Saskia Sassen (Soziologin, ab Filmzeit 37:11), Alan Shapiro (Zukunfts-Pholosoph), Hiroshi Ishiguro (Robotiker), Barbara Ambrosz (Designerin), Martin Idl (3D-Druck-Experte), Lutz Pankow (Verkehrsexperte).
Hier die Sendung im Filmarchiv ansehen.
Ergänzende Informationen:
# Neue Arbeit, Neue Kultur; Frithjof Bergmann, Tabakfabrik Linz am 13. Juni 2017, im video online bei youtube hier und bei Die Querdenker auf facebook hier.
# Bergmann, Frithjof: Arbeit – Untergang oder Aufstieg? 2011.
# Die Menschen werden von internationalen Investmentfonds aus den Innenstädten vertrieben. Dabei sollte die Stadt ihren Bürgern gehören, fordert US-Soziologin Saskia Sassen (2015), hier.
# Ulrich Petschow, Jan-Peter Ferdinand, Sascha Dickel, Heike Flämig, Michael Steinfeldt, Anton Worobei:
Dezentrale Produktion, 3D-Druck und Nachhaltigkeit. Trajektorien und Potenziale innovativer Wertschöpfungsmuster zwischen Maker-Bewegung und Industrie 4.0. Schriftenreihe des IÖW 206/14, 56 Seiten, 2014, hier laden.
# Redaktion Streifzüge: Repariert nicht, was euch kaputt macht! Gegen das bürgerliche Dasein – für das gute leben! 2013, hier die Druckversion laden.
# Saskia Sassen auf Kontext TV (2013): „Wir befinden uns in einer globalen Phase des Ausschlusses und der Vertreibung.“ Immer mehr Menschen fallen dauerhaft aus dem System heraus, darunter die 30 Millionen Menschen, die in den USA seit Ausbruch der Finanzkrise zwangsgeräumt wurden, hier.
Abgespaltenheit und Entfremdungsprozesse in der modernen Arbeitswelt
Als erster Vortrag in einer Reihe von Symposien des ARS Electronica Festival Repair startete Richard Sennet: Mit der Reihe „Linzer Gespräche“ wollen die Volkshochschule der Stadt Linz und die Arbeiterkammer Oberösterreich Raum für gesellschaftskritische Auseinandersetzung schaffen. Dafür hatten sie den international renommierten US-Soziologen Richard Sennett für einen Beitrag zum Thema „Die WA[H]RE Arbeit im Krisenkapitalismus“ nach Linz eingeladen. Sennetts Bestseller wie „Der flexible Mensch“ oder „Die neue Kultur des Kapitalismus“ beleuchten die Folgen der Flexibilisierung auf Arbeit und Leben. In seinem jüngsten Buch „Handwerk“ beschäftigt er sich mit der These, dass Menschen immer danach streben, möglichst gute Arbeit zu machen, hier ansehen.
Das erste Symposium am Freitag beim ARS Electronica Festival 2010, mit Gerfried Stocker und Derrick de Kerckhove.
Repair ist eine Geisteshaltung, eine Einstellung, bei der es darum geht, die Verantwortung anzunehmen und Dinge zu verändern.
# Welcome – Gerfried Stocker (AT), Derrick de Kerckhove (CA)
# Repair Manifesto – Arne Hendriks (NL), Platform21
# Vertical farming, towards a high tech ecology – Dickson Despommier (US), microbiologist, ecologist and Professorof Public Health in Environmental Health Sciences at Columbia University. He conducts research on intracellular parasitism and teachescourses on Parasitic Diseases, Medical Ecology and Ecology. Hier ansehen.
# Derrick de Kerckhove, Saskia Sassen, Hiroshi Ishiguro und Richard Sennett im zweiten Teil des dritten Symposiums am Freitag beim ARS Electronica Festival 2010 Repair.
Mobilität ist das zentrale Schlagwort der globalen Gesellschaft, als Grundbedürfnis, als Wettbewerbsfaktor, als Ursache von Umweltbelastungen. Dieses Symposium beleuchtete die vielen Facetten von Mobilität, von den gesellschaftspolitischen Fragen bis zu den Herausforderungen für Design und Technologie. Eine Kooperation von Ars Electronica und den ÖBB, hier ansehen.
# REPAIR REPORT 2k10 / ars electronica 2010 / Bilanzpressekonferenz
# repair – ready to pull the lifeline, Festival Ars Electronica 2010. Eine Zusammenschau, hier.
# Neue Arbeit Neue Kultur bei der Ars Electronica 2010. Innovative Technologie gepaart mit einer neuen Arbeitsorganisation kann bewirken, dass wir bei der Arbeit unser ganzes Potential entfalten. Auf diesem Fundament kann eine Neue Kultur entstehen, hier ansehen.
# Von der Ware Arbeit zur wahren Arbeit — Die Linzer Tabakfabrik als Zukunftsprojekt“ — Unter diesem Motto lud die Initiative NANK (Neue Arbeit Neue Kultur) im Rahmen des Festivals Ars Electronica am Dienstag, 7. September 2010, zu einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kultur in die Tabakfabrik Linz ein, hier ansehen.
# NeueArbeitNeueKulturNetzwerk D|A|CH
# Kreativareal Tabakfabrik Linz : Unter den Begriffen „Co-Working“ und „Community Production“ stehen gemeinschaftliche Arbeitsstrukturen im Mittelpunkt, die effektive lokale wie internationale Synergien ermöglichen und eine kleinteilige, dezentrale Produktion durch die Bereitstellung von Hightech-Infrastrukturen und durch Ressourcenteilung fördern. Kooperation anstelle von Konkurrenz soll den Alltag bestimmen. Inspiriert von den Ideen und Konzepten des Thinktanks NANK (Neue Arbeit – Neue Kultur) rund um den Sozialphilosophen und Begründer der sogenannten New-Work-Bewegung Frithjof Bergmann, wird in der TabakFabrik Linz das Ziel verfolgt, neue berufliche Milieus für kreative Mikrounternehmen zu schaffen und zu erproben, hier weiterlesen.
# Die Tabakfabrik Linz ist eine zwischen 1929 und 1935 – nach den Plänen von Peter Behrens und Alexander Popp – errichtete denkmalgeschützte Industrieanlage. Das Architekturjuwel wurde 2009 von der Stadt gekauft und soll nun Raum bieten für eine Vielfalt an zeitgemäßen kulturellen und wirtschaftlichen Nutzungen. Diese Entwicklung wird von der Tabakfabrik Linz Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft mbH konzipiert, die zur Unternehmensgruppe der Stadt Linz gehört.
Comment
Jörg Beger
8. März 2017 at 11:52Am Anfangspunkt ihrer Reise entdecken Mélanie und Cyril, dass das uralte System der Permakultur es ermöglicht, ohne Düngemittel oder Pestizide mindestens ebenso viele Erträge zu produzieren, wie mit den Mitteln der industriellen Landwirtschaft.
Permakultur zielt auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden, nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen. Ihr Grundprinzip ist ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften mit allen Ressourcen. Der positive Nebeneffekt des Verzichts auf Chemikalien und Dünger ist eine deutliche Entlastung der Ökosysteme. Eine wichtige Lehre der Permakultur lautet, dass die Natur sich selbst „reparieren“ kann, zumindest dann, wenn man ihr dazu die Zeit lässt. Statt also riesige Flächen mit industriellen Methoden zu bewirtschaften und in kürzester Zeit auszulaugen, nutzen die neuen Landwirte wie Charles und Perrine Hervé-Gruyer in der Normandie kleinere Areale, um dort Obst, Gemüse, Getreide und Kräuter anzubauen.
http://ttfreiburg.de/2017/03/landwirtschaft-ist-voller-loesungen/
Jörg Beger
20. September 2017 at 10:10Das Neue Dorf
Vielfalt leben, lokal produzieren, mit Natur und Nachbarn kooperieren
Ein Buch von Ralf Otterpohl
„Mit mindestens 150 Leuten einen Bauernhof umgestalten zu 100 Minifarmen, vielen weiteren Kleinbetrieben und vielen weiteren Tätigkeiten. Statt Vollzeit eine Sache machen zu können, alle die wollen 2 oder 3 Tätigkeiten abwechslungsreich kombinieren. Dabei wird Humus aufgebaut – damit werden die Lebensmittelproduktion auch für die Stadt und die Grundwassererneuerung verbessert. Durch Pfanzenvielfalt und die Permakultur-Prinzipien wird eine gute Produktivität erreicht. Die Vorteile von Stadt und Land können kombiniert werden.
Das Buch „Das Neue Dorf“ ist Anfang August 2017 bei Oekom erschienen.
http://ttfreiburg.de/2017/09/das-neue-dorf/