Prioritäten setzen: Kommune. Nachbarn.
Prioritäten setzen.
Weil ich seit Jahren über die Folgen der drohenden Energieverknappung spreche und schreibe, werde ich oft um einen persönlichen Rat gebeten. »Wo sollte ich am besten wohnen, wenn ich den schlimmsten Folgen des Peak Oil ausweichen will?« »Welchen Beruf sollte ich ergreifen?« »In was sollte ich investieren?« Solche Fragen beantworte ich generell ungern. Ich bin kein Prophet, ich beobachte nur Trends. Die Trends, die ich sehe, sind deutlich, aber wie sie sich im einzelnen entfalten, könnte für alle überraschend sein, mich eingeschlossen.
Trotzdem sind das berechtigte Fragen, und ein paar allgemeine Empfehlungen sind möglich. Nach langer Überlegungen habe ich beschlossen, meinen Rat, wie man sich individuell am besten an das Ende des Wachstums anpaßt, nicht in das Buch „Das Ende des Wachstums“ aufzunehmen, sondern auf einer Website ins Internet zu stellen. Auf diese Seite kann ich meine Empfehlungen regelmäßig aktualisieren, je nach dem, was ich von den Lesern höre.
Gleichzeitig ist es wichtig, zu erkennen, daß jeder Einzelne sehr viel tun kann. Manche Störungen, die auf uns zukommen, werden langwierig sein. Ein Vorrat von Nahrungsmitteln und Wasser für einige Wochen ist zwar sinnvoll, hilft aber nur vorübergehend. Längerfristig wird unser wichtigstes Pfund eine funktionierende Kommunalverwaltung sein, die aus Menschen besteht, die trotz aller Unterschiede willens und in der Lage ist, zusammenzuarbeiten, um Probleme zu lösen und Chancen maximal zu nutzen.
Den sozialen Zusammenhalt zu bewahren muß angesichts wachsender ökonomischer und ökologischer Herausforderungen in der Zukunft unsere absolute Priorität sein.
An manchen Orten wird es schwieriger sein als an anderen, Solidarität in der Gemeinschaft aufzubauen und zu erhalten. Rebecca Solnit zitiert in ihrem Buch „A Paradise Built in Hell: The Extraordinary Communities that Arise in Disaster (2009)“ Beispiele, wie Menschen in Krisen die Gemeinschaft und das, was im Leben wirklich zählt wiederentdecken. Doch Lewis Aptekar zeigt in „Environmental Disasters in Global Perspective (1994)“, daß die Sache komplexer ist: Wie Menschen auf Krisen reagieren, hängt offenbar davon ab, wie lange die Krise dauert, ob andere dafür verantwortlich gemacht werden können und wie die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen vor der Krise ausgesehen haben.
In den letzten Jahrzehnten haben die Nordamerikaner einen Lebensstil entwickelt, zu dem es gehört, daß die Menschen oft umzogen, ihre Häuser eher als Investment betrachteten und weniger als einen Ort zum Leben und ihre Kinder im Van oder Geländewagen zu Fußballspielen und Ballettstunden kutschierten, statt sie zu ermutigen, spontan eigene Freizeitaktivitäten draußen zu organisieren. Das Ergebnis: Die meisten Bewohner der großen, wuchernden Vorstädte von Amerika und Kanada kennen ihre Nachbarn nicht. Keinen. Überhaupt nicht. Eine groteske Situation, die bei einer Krise wahrscheinlich gefährlich wird (vgl. James Howard Kunstler: The Geography of Nowhere. The Rise and Decline of America’s Man-Made Landscape, 1994 außerdem Gregory Greene: The End of Suburbia. Video Dokumentation, 2004).
Diesen Punkt kann man gar nicht genug betonen: Machen Sie sich mit Ihren Nachbarn bekannt. Vielleicht haben Sie wenig gemeinsame politische, religiöse oder kulturelle Interessen, aber das spielt keine Rolle. Wenn es hart auf hart kommt, werden Sie diese Menschen womöglich brauchen. Suchen Sie Wege – vielleicht zunächst ganz einfach ein Gespräch darüber, wie man einen Baum, der für beide zu viel Schatten wirft, beschneiden oder daß man überschüssiges Gemüse aus dem Garten miteinander teilen könnte -, um Kontakte zu knüpfen, und bauen Sie Vertrauen auf.
Auf den weiteren Seiten des Buches geht es um Vorschläge, wie Sie Ihrer Gemeinde helfen können, sich zu wappnen, damit sie die heraufziehenden Stürme besser überstehen kann.
Heinberg, Richard: Prioritäten setzen. In: Derselbe: Das Ende des Wachstums. Alte Konzepte – neue Realitäten. 2013, Seite 278-280.
Comment
Hartmut Wagner
27. September 2016 at 11:23Danke für deinen Beitrag, Jörg. „Den sozialen Zusammenhalt zu bewahren muß angesichts wachsender ökonomischer und ökologischer Herausforderungen in der Zukunft unsere absolute Priorität sein.“ Für mich auch ein richtunggebendes Signal: Hey, Schwerpunkte setzen in der TT-Arbeit! Die Nachbarn. Die Wohngruppe. Der Stadtteil. Die Quartiersarbeit. Take Five. Urbane Gemeinschaftsgärten. Soziale Permakultur. Kooperationen, wo möglich. Energien einsetzen, damit nachhaltiges Miteinander entsteht. Die Website von Richard Heinberg lohnt das Reinschnuppern.
Jörg Beger
27. September 2016 at 12:35Kartoffeln und Computer – Vorstellung einer lebenswerten Alternative
Vorstellung des Buches „Kartoffeln und Computer“ von P.M., verbunden mit eigenen Gedanken aus der Zukunftswerkstatt Jena 2013.
http://de.slideshare.net/zukunftswerkstatt/kartoffeln-und-computer-vorstellung-einer-lebenswerten-alternative
Jörg Beger
27. September 2016 at 12:46Talenttauschring Freiburg
Stadtteilgruppe West (Haslach): Tauschrausch und Tauschcafé
Tief im Westen….
… tauschen Tauschring-Mitglieder und Nicht-Mitglieder miteinander. Was im Dezember 2014 mit dem ersten Koffer-TauschRausch als Experiment begann, hat sich inzwischen bewährt und etabliert. Im Juni 2015 startet im Stadtteiltreff Haslach bereits der dritte Koffer-TauschRausch.
Der TauschRausch ist quasi ein Tauschring für einen Tag. Alle Tauschaktionen werden auf einer Tauschkarte festgehalten. Als Tauscheinheit fungieren die TagesTalente (TT), die nur für diesen Tag gelten. Dabei entsprechen 10 TT einer Stunde bzw. 1 TT etwa 1 EUR. Abgerechnet wird am Ende des Tages. Mitglieder des Talent-Tauschringes können das Tagessaldo einfach auf Ihrem Tauschring-Konto buchen lassen. Nicht-Mitglieder gleichen ein Minus in Euro aus. Ein Plus-Saldo wird gespendet, meist aber vor Ort sofort in Kaffee und Kuchen angelegt. Bei grenzenloser Begeisterung gab es auch schon den sofortigen Eintritt in den Talent-Tauschring.
Bisher ist es auf diese Weise gelungen, dass sich im Stadtteiltreff ein bunter Mix aus Mitgliedern vom Talent-Tauschring, Mitgliedern anderer Tauschringe und solchen, die einfach nur an diesem Tag tauschen, getroffen hat.
Diesen Mix gibt es auch beim Tausch-Café, das jeden ersten Mittwoch im Monat im Stadtteiltreff Haslach stattfindet. Auch hier werden Sachen für den direkten Tausch oder zum Verschenken mitgebracht. Aber es gibt auch viel Zeit für den persönlichen Austausch, dem Klönen, dem Kaffeetrinken und dem Sich-kennen-lernen. Tauschaktionen werden direkt vereinbart, Verabredungen sofort getroffen. Bücher und DVDs finden entweder gleich ihren Abnehmer oder landen im Bücher-Tauschregal, in dem auch zu den normalen Öffnungszeiten des Stadtteiltreffs gestöbert werden kann. Gleich gegenüber dem Bücherregal befindet sich auch die Suche-Biete-Tausch-Wand, auf der sich Sachen und Dienstleistungen feil geboten oder gesucht werden.
Tausch-Café und TauschRausch sind eine Kooperation zwischen dem Talent-Tauschring und dem Nachbarschaftswerk, das jetzt auch als Mitglied mit an Bord ist.
Stefan Purwin
Termine und Infos
Talenttauschgruppe Freiburg-West / Haslach
Kontakt: , Tel. 0761/45 3838 5
Tausch-Café,
jeden 1. Mittwoch im Monat,16-18 Uhr,
im Stadtteiltreff Haslach, Melanchthonweg 9b, 79115 FR-Haslach,
– für Tauschringmitglieder und alle im Stadtteil, die bei Kaffee und Kuchen ohne Geld tauschen oder sich darüber informieren wollen.
Koffer-TauschRausch
sonntags um 15-18 Uhr
i.d.R. alle 3 Monate im im Stadtteiltreff Haslach, Melanchthonweg 9b, 79115 FR-Haslach,
– Tauschring-Mitglieder und Leute aus den westlichen Stadtteilen Haslach, Weingarten, Rieselfeld u.a. tauschen gemeinsam alles, was in einen Koffer passt in TagesTalenten. Sie gelten nur für diesen Tag. Tauschring-Mitglieder nehmen das Saldo mit auf das TR-Konto, Nicht-Mitglieder gleichen am Ende des Tages ein Minus in EUR aus oder werden Mitglied im Talent-Tauschring.
Näheres auch hier auf unserem Flyer oder per Mail (für Fragen oder auch Anmeldungen):