Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen 2

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Im Bereich des Möglichen

Die tiefe Krise unserer Gesellschaft ist offenkundig. Die wirtschaftliche Deregulierung, die soziale Ausgrenzung, die ungehemmte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, ein erbittertes, entmenschlichtes Profitstreben und die sich vertiefende Kluft der Ungleichheiten stehen im Mittelpunkt unserer heutigen Problemlage.

Gleichzeitig kommen überall auf der Welt Männer und Frauen zusammen, um originelle, innovative Initiativen zu gründen und neue Zukunftsperspektiven zu schaffen. Lösungen gibt es genug, an allen Ecken des Planeten tauchen nie dagewesene Ideen auf und werden zunächst im kleinen Maßstab umgesetzt – stets mit dem Ziel, eine echte Bewegung zur Verwandlung der Gesellschaft in Gang zu setzen.

Hier zum Thema LANDWIRTSCHAFT

 

Vandana Shiva
Wissenschaftlerin und soziale Aktivistin, Schriftstellerin sowie Gründerin von Navdanya

Zu den bedeutenden Persönlichkeiten, auf die es im Univer­sum der Ökologen ankommt, gehört die indische Aktivistin Vandana Shiva. Seit mehr als 30 Jahren widmet sie sich dem Kampf für Nahrungsmittelsouveränität sowie der Vertei­digung der Artenvielfalt in all ihren Formen. In Frankreich wurde sie für ihre heftigen Angriffe gegen die Biotechnolo­gie bekannt, deren genmanipulierte Organismen maßgeb­lich das Schicksal der Bauern in Indien beeinflussen. In den letzten 20 Jahren half ihre Stiftung „Navdanya“ („Neun Sa­men“ in Hindi) mehr als 120 Gemeinden dabei, Samenbanken einzurichten. Die Stiftung unterrichtete bislang mehr als 500.000 Bauern im ökologischen Landbau und informiert über die Wichtigkeit von Saatgut und Ernährungssicherheit.

Das Programm setzt sich auf nationaler und internatio­naler Ebene dafür ein, die Ernährungssouveränität zu ver­teidigen und bekämpft alle Formen der Vermarktung und Verwaltung natürlicher Ressourcen.

Die überzeugte Feministin Vandana Shiva steht für eine naturwissenschaftliche und philosophische Bildung von Frauen, die sie als Hüterin des traditionellen Wissens und der Vielfalt sieht. Als fruchtbare und kreative Quelle des Le­bens sind sie dafür verantwortlich, ihr Heim aufrecht zu er­halten und zugleich die Wasser- und Nahrungsversorgung sicherzustellen.

In Indien sind Frauen schon immer für die Aussaat, Ern­te und Konservierung der Samen verantwortlich gewesen. Trotz ihrer wichtigen Funktion als Hüterinnen der biolo­gischen Vielfalt und des traditionellen Wissens, sind sie von Diskussionen und Projekten zum Thema Entwicklung ausgeschlossen.

Internationale Anerkennung wurde Vanda Shiva 1993 durch die Auszeichnung mit dem „Right Livelihood Award“ zuteil, dem anerkannten alternativen Nobelpreis im Bereich Umwelt.

 

››Hunger und Unterernährung sind politische Probleme, für die es technische Lösungen gibt. Die Regierungen verschlie­ssen ihre Augen vor diesem Problem, obwohl mit einigen mutigen Entscheidungen Hunger beseitigt werden könnte.‹‹

Charles und Perrine Hervé-Gruyer
Betreiber der Farm Bec Hellouin

Nichts wies zunächst darauf hin, dass Perrine und Charles Hervé-Gruyer einmal Bauern werden. 2004 nahmen die ehe­malige internationale Anwältin und der ehemalige Seemann ihre Koffer und zogen auf ein Stückchen Land in der Nor­mandie, um dort die Gemüsefarm Bec Hellouin zu gründen. Auf Reisen nach Kuba, Japan, in die USA und nach Frank­reich machte sich das Paar mit verschiedenen Anzucht­praktiken vertraut, um eine natürliche Vielfalt an Früchten zu ernten. Ihre Farm setzt heute neue Maßstäbe im organi­schen Gemüseanbau. Der Ansatz von Perrine und Charles Hervé-Gruyer basiert auf Permakultur. Das Konzept zielt auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden, nachhal­tigen und naturnahen Kreisläufen. Die Natur dient als Vor­bild für die von Menschen geschaffenen Anpflanzungen, die schonend für die Ressourcen, aber als Ökosystem extrem produktiv und wirtschaftlich funktionieren. Diese Form von Landwirtschaft braucht kein Öl, keine Pestizide, keine me­chanischen oder motorisierten Hilfsgeräte. Die Ergebnisse, die auf Bec Hellouin dank der Sonnenenergie erzielt wer­den, sind verblüffend. Charles und Perrine produzieren eine reiche Ernte in ausgezeichneter Qualität und stellen dabei gleichzeitig Humuserde her. Sie schaffen und schützen eine biologische Vielfalt und speichern Kohlenstoff in Böden und Bäumen. Heute begeistert die Farm Bec Hellouin und ihre 19 beispiellose Produktivität Agrarwissenschaftler und faszi­niert zugleich Naturforscher, die überrascht sind, wieviele Tier- und Pflanzenarten es auf den Landwirtschaftsparzel­len gibt.

Ein Forschungsprogramm von INRA und AgroParisTech bestätigte inzwischen, dass Perrine und Charles mit ih­rem Ansatz richtig liegen. Die manuelle Bearbeitung der 1.000 m2 Grundstücksfläche erzielt einen jährlichen Ge­samtumsatz von 54.000 Euro mit einem Arbeitseinsatz von 1.600 Stunden Gartenarbeit und 2.400 Arbeitsstunden ins­gesamt. Demnach kann eine kleine Gemüseanbaufläche, die nach den Prinzipien der Permakultur kultiviert wird, eine Vollzeitstelle schaffen. Eine kleine Revolution in der Welt der Landwirtschaft, die den Schlüssel zu Millionen von Arbeits­plätzen verspricht.

 

Olivier de Schutter
Anwalt, Professor für Internationales Recht

Olivier de Schutter war sechs Jahre lang der Sonderbericht­erstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung. Während seiner Amtszeit hat er nicht aufgehört, die Verein­ten Nationen auf ein landwirtschaftliches Modell hinzuwei­sen, das an seine Grenzen kommt, durch das weltweit fast 800 Millionen Menschen Hunger leiden müssen und weitere 2,5 Milliarden Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden. Als Verfechter einer Agrarökologie und landwirtschaftlicher Techniken, die die ländliche Entwicklung, die Gesundheit der Bevölkerung oder die Erhaltung von Familienbetrieben berücksichtigen, prangert Olivier de Schutter immer noch die Macht der Lobbyisten an, die notwendige Veränderungen sowohl im Bereich der Landwirtschaft als auch der Energie blockieren.

Als Unterstützer einer neuen Umverteilung des Vermö­gens sagt er, dass Hunger und Unterernährung politische Fragen sind, für die es technische Lösungen gibt. Dennoch würden die Regierungen vor diesem Problem die Augen verschließen. „Mit einigen mutigen Entscheidungen“, so de Schutter,. „könnte das Problem des Hungers beseitigt werden.“

 

Die Geschichte der Landwirtschaft neu schreiben

Abgesehen von der Permakultur-Erfahrung in Bec-Hellouin und Olivier De Schutters Bericht gibt es zahlreiche Studien über die Produktivität der sogenannten „ökologischen Landwirtschaft“ und deren Fähigkeit, die Weltbevölkerung zu ernähren. … Weiter  hier

 

# Dies ist Teil 2 einer Serie von Beiträgen zum Film Tomorrow

# Eine Filmaufführung ist für den Winter 2017 geplant.

# Ähnliche Filme: Transition 1 +2, Voices of transition, Code of survival

# Liste Projekte in Deutschland  hier

# Ausblick – Links und Verweise  hier

 

 

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