Resilienz für die planvolle Stadtgesellschaft
Eine Studie des Schweizer „Gottlieb Duttweiler Instituts“ im „Trendradar 1.09“ vom 22. Juli 2009 propagierte Resilienz als Zukunftsthema. Noch unter dem Eindruck der gerade begonnenen Finanzkrise fragte dieses Zukunftsinstitut: „Was brauchen wir, um Zukunft zu meistern? ‚Resilienz‘! Der Begriff beschreibt Schlüsselanforderungen an Menschen und Systeme: Unverwüstlichkeit und die Fähigkeit, Probleme bewältigen zu können“ (hier).
Damit ist der Kern angedeutet, um den es bei diesem Begriff geht: Strategien für die Sicherung einer guten Überlebensfähigkeit. Dahinter verbirgt sich eine neue Qualität an Vision für die Gesellschaft. Das Institut zählt plakativ eine Reihe von gesellschaftlichen Themen auf, die zum Resilienzkanon gehören:
# „Städte: von der Katastrophe zur Katharsis (Hiroshima oder Dresden, Banda Aceh oder New Orleans: Manche Städte kommen wieder auf die Beine, andere nicht… ),
# Handel: vom Outdoor- zum Survival-Store (Bis anhin half die Outdoor-Branche beim Überleben in der rauen Natur. Inzwischen ist auch der Alltag extremer geworden… ),
# Konsum: vom Rausch zum Tausch (Wenn weniger Geld für Shopping da ist, müssen Konsumgelüste anders befriedigt werden. Zum Beispiel mit Tauschbörsen… ),
# Essen: vom ‚Refill‘ zum ‚Ich will‘ (Selbstbestimmung erhöht die Resilienz. Beim Nahrungsmittelkonsum zeigt sich das Bedürfnis nach Kontrolle exemplarisch… ),
# Lernen: vom inneren Schweinehund zum nörgelnden Commitment-Device ist lernbar, das hat die Forschung belegt. Den nötigen Druck verschaffen uns neuerdings elektronische Geräte zur Selbstverpflichtung… ,
# Innovation: vom Funkeln zum Funktionieren (Auch in der Technikentwicklung wird Resilienz wichtiger: robuste Geräte, die selbst unter rauen Bedingungen funktionieren und einfach zu bedienen und warten sind… ),
# Unternehmen: vom Prassen zum Maßhalten (Eine der häufigsten Todesursachen ist derzeit das Austrocknen – zumindest bei US-Firmen, denen die flüssigen Mittel ausgehen… ),
# Systeme: vom Spezialisten- zum Generalistentum (Heute leben wir effizienzgetrieben. Spezialisten optimieren die Funktionen innerhalb ihres klar definierten Bereichs – und vernachlässigen dabei das Gesamtsystem… ).“
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In der Enquete-Kommission des Bundestages zum Thema „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ wurde unter anderen am 24.10.2011 Dennis Meadows eingeladen, einer der maßgeblichen Autoren der Studie, „Grenzen des Wachstums“ 1972. Er meinte:
Jetzt befinden wir uns in einer revolutionären Zeitspanne. Es ist ungeheuer spannend, sich umzuschauen und zu versuchen zu verstehen, was hier wirklich passiert und was in der Zukunft passieren wird.
Letzten Samstag gab es [hier in Berlin] eine Occupy-Berlin Demonstration, die wissen auch nicht unbedingt, was sie wirklich wollen, aber sie wissen, dass die gegenwärtige Situation ihnen nicht gefällt. Und dieses Gefühl wird von Millionen, von Hunderten Millionen von Menschen auf der ganzen Welt geteilt.
Wohin führt das? Ich weiß es nicht… Ich habe schon sehr oft gesagt, dass wir in den nächsten 20 Jahren, also bis 2030, mehr Wandel in diesem Land erleben werden, in dieser Union, in Europa, als man sich vorstellen kann. Politischer Wandel, sozialer Wandel, Umweltwandel, auch wirtschaftlich großer Wandel. Wir leben da schon in einer Zeit, in der viele der Annahmen, die wir alle haben und die wir halten, verändert werden. Und das ganze wird in unserer Lebenszeit passieren.
Und während Dennis Meadows das sprach, stand folgendes Zitat von ihm an der Wand: „Now it is too late for sustainable development; our goal should be to increase resilience“ (Jetzt ist es zu spät für nachhaltige Entwicklung; Unser Ziel sollte das stärken der Resilienz sein), weiterlesen hier