Regional – gestern, heute und morgen

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Wann:
22. Juli 2018 um 12:00 – 13:00
2018-07-22T12:00:00+02:00
2018-07-22T13:00:00+02:00
Wo:
Friedrich Weinbrenner Gewerbeschulen, Aula
Bissierstraße 17
79114 Freiburg
Preis:
Kostenlos
Kontakt:
Agrikulturfestival Freiburg
Regional – gestern, heute und morgen @ Friedrich Weinbrenner Gewerbeschulen, Aula

Regional spielt in der Diskussion über Agrarreformen, bäuerliche oder industrielle Landwirtschaft und Ernährung eine wachsende Rolle. Ist regional aber nur ein moderner Marketingtrick? Und wie sah die Agrikultur hier vor der Globalisierung überhaupt aus? Der Vortrag soll den Blick öffnen für die Gestaltung eines demokratischen und nachhaltigen Ernährungssystems, das wieder den Begriff Agrikultur verdient.

Vortrag mit Siegfried Jäckle (Forum Pro Schwarzwaldbauern e.V.)

 

 

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Comment

  • Jörg Beger

    28. Juli 2018 at 23:42

    Nachhaltig kann nur regional sein
    Veröffentlicht am 24. Juli 2018 von Siegfried Jäckle

    Bei der Fahrt zum Agrikulturfestival nach Freiburg am Sonntag 22. Juli 2018 befiel mich eine sonderbare Ahnung. Vorbereitet auf einen Vortrag über regional gestern – heute und morgen und was wir aus der Geschichte lernen können, fiel mir auf, wie die Region ihr Gesicht verliert, mit dem er Tourismusprosekte und Kalenderbilder werben. Zwischen wuchernden Gewerbe- und Industrie- und Stallbauten und immer mehr braunen Hängen, die nicht mehr oder zu spät genutzt werden. Doch dieser Eindruck ist nur optisch, hinter dem Landschaftsbild verbirgt sich der Verlust einer Kultur. Was wächst sind Widersprüche der satten Industriegesellschaft, die gegen die Industrialisierung der Landwirtschaft mit Monokulturen und Massentierhaltung ist, aber von der wilden Natur träumt. Und nicht merkt, dass ihr Lebensstil die Landschaft entwertet und mit den Abgasen ihrer globalen Mobilität das Klima aufheizt. Doch während die Natur unter der Hitze verdorrt oder Starkregen und Hagel Ernten zerstört, freut sich die Freizeitgesellschaft darüber.

    Dabei hatte die Geschichte der Idylle mit der Agrikultur angefangen. Zunächst auf den einst fruchtbaren Böden im Vorderen Orient. Auch die Römer mieden die schwarzen Wälder der Berge noch. Erst im Mittelalter begannen Klöster auch die kargen Böden der Berge zu kultivieren. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden standortangepasste Agri- und Esskulturen, weil das Leben davon abhing, was auf dem lokalen Boden wuchs. Mit den Innovationen Eisenbahn und Automobil des Industriesystems begann ein schleichender Wandel von der regionalen Versorgungswirtschaft zur Fremdversorgung. Die Städte lösten sich von ihrer Umgebung. Die Landwirtschat musste sich darauf spezialisieren, was am Markt wettbewerbsfähig war und gab auch ihre Selbstversorgung auf. Wachsende Supermärkte auf der grünen Wiese rückten zwischen Erzeugung und Konsumenten. Als Oligarchen verfügen sie über eine riesige Werbemacht und bestimmen die Standards der Erzeugung. So verloren Menschen den Bezug zum Boden. Doch im Unterbewusstsein verharrt dieser Bezug weiter im Wunsch nach Schutz von Landschaft, Natur, Umwelt und Tieren. Auch die Politik hat sich in diesen Widersprüchen verwickelt, so dass trotz Agrarreformen mit Regelungen und Landschafts-pflegeprogrammen die Landschaft ihr gewohntes Gesicht verliert.

    Dass dieses System an Grenzen stößt ist seit 50 Jahren absehbar. Weshalb die Weltgemeinschaft auch 1992 eine nachhaltige Entwicklung vereinbart hat. Obwohl sich die Krisen häufen, herrschen die Mythen mehr Geld, Wachstum, Wettbewerb und Beschleunigung weiter. Versteckt hinter Siegeln von Öko, Fair usw. Dennoch erscheint in kritischen Büchern immer mehr Stoff für die Utopie einer Postwachstumsökonomie des Guten Leben. In der die Fremdversorgung auf Luxusgüter schrumpft und regionale Versorgungsstrukturen gestaltet werden. Doch politisch steckt Regionalentwicklung in der Freizeitanimation und damit noch in der Trennung von Stadt und Land. Notwendig wären aber neue Brücken zwischen Boden und Konsumenten. Zum Boden deshalb, weil er nicht nur Nahrung sichert, sondern in seinem Humus das CO2 reguliert, das unser Klima aufheizt. Dabei ist Grasland neben Wäldern und Mooren der größte C02-Speicher, weshalb seine Nutzungsaufgabe in den Bergen nicht nur ein optisches Problem ist. Denn nur wo etwas wächst, wird CO2 gebunden.

    Nachhaltig heißt also regionale Kreisläufe gestalten. Aus der Geschichte sollten wir lernen, dass es für den Wandel nie Pläne gab! Von oben verordneter Wandel war selten erfolgreich, sondern führte oft in neue Krisen und sogar Kriege. Wandel entstand in der Regel auch nicht aus Not, sondern aus der Lust am Gestalten. Weil Wandel immer eine soziale Bewegung ist, braucht sie Pioniere. Dafür sollten wir ein Klima schaffen:

    Diskussionspartner/innen – nicht bloß Zustimmer/innen
    Risikofreudige Mitstreiter/innen – nicht bloß Sicherheitstypen
    Bestärker/innen in kritischen Phasen – nicht bloß Bemitleider/innen
    Resolute Minderheiten – nicht bloß die träge Masse

    Hoffentlich gibt es noch viele Agrikulturfestivals, die Pioniere der Region für Nachhaltigkeit stärkt.

    https://forumproschwarzwaldbauern.de/author/siegfried/

  • Jörg Beger

    28. Juli 2018 at 23:45

    Ernährung als Brücke zwischen Stadt und Land
    Veröffentlicht am 7. Februar 2018 von Siegfried Jäckle

    „Ihr habt euch in Städten zusammengerottet. Alles lernt ihr: Tanzen, Singen, Theather-spielen – aber was eure Väter noch wußten, das Land das euch trägt und birgt zu bewahren, das habt ihr verlernt.

    Dieses Zitat des römischen Philosophen Columella vor 2000 Jahren ist aktueller denn je. Was er Zusammenrotten genannt hat, hat mit dem Bevölkerungswachstum der Neuzeit eine noch größere Dynamik, die von den Formen der digitalen Unterhaltung noch verstärkt wird. Zwar wird der Bezug zum Land, das uns trägt und birgt, in den Bildern der Medien, Supermärkte und des Tourismus vorgegaukelt. In Wirklichkeit wird das Land dem Wettbewerb der industriellen Massenproduktion und seinen Normen unterworfen. Mit der Folge, dass sich die Produktion unserer Nahrung auf unserer Welt dort konzentriert, wo es am rationellsten und billigsten geht, während weniger günstige (weil bergige, steinige oder sumpfige) Lagen Pflegeparks werden.

    Der Verein Agrikulturfestival in Freiburg hat die Folgen dieser Entwicklung erkannt. Und dass es auf globaler Ebene mit Weltagrarbericht und Ernährungssouveränität Vorstellungen für einen Wandel gibt. National wird zwar vielerorts für einen Wandel demonstriert, aber die Politik in den Marktstrukturen der globalen Supermärkte gefangen ist. Deshalb will der Agrikulturfestivalverein in Freiburg einen Ernährungsrat gründen, um Ernährung wieder zur Brücke von Stadt und Land zu machen.

    Ziel der Ernährungsräte, die in vielen Metropolen der Welt entstehen, ist es, Bewusstsein für Ernährungssouveränität auf lokaler Ebene aufzubauen. Um die lokale Erzeugung in der Region zu nutzen und lokale Strukturen zu stärken, die sonst unter dem Druck der globalen Konzerne schweigend schwinden. Dazu setzt das Modell der Ernährungsräte auf eine demokratische Entwicklung. Wobei die eigentliche Heraus-forderung ist, Konsum wie Erzeugung aus dem Korsett des globalen Marktes zu befreien. Dieses Korsett hat seit Einführung der Eisenbahn und mit den Supermärkten seit einer Generation die lokalen Brücken zwischen Konsum und Erzeugung erdrückt. Eine Befreiung zur Ernährungssouveränität ist gerade deshalb nicht undenkbar. Die Frage ist, wer diesen Wandel lenkt? Zum Bau lokaler Brücken zwischen Konsum und Erzeugung.

    Die aktuelle Versorgung von Freiburg beschreibt eine Studie: Beitrag Volz BBZ bbz34_bbz_04.11.2017_34

    https://forumproschwarzwaldbauern.de/ernaehrung-als-bruecke-zwischen-stadt-und-land/

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