Landwirtschaft ist voller Lösungen

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Permakultur und Urban Gardening

Am Anfangspunkt ihrer Reise entdecken Mélanie und Cyril, dass das uralte System der Permakultur es ermöglicht, ohne Düngemittel oder Pestizide mindestens ebenso viele Erträge zu produzieren, wie mit den Mitteln der industriellen Landwirtschaft.

Permakultur zielt auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden, nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen. Ihr Grundprinzip ist ein ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften mit allen Ressourcen. Der positive Nebeneffekt des Verzichts auf Chemikalien und Dünger ist eine deutliche Entlastung der Ökosysteme. Eine wichtige Lehre der Permakultur lautet, dass die Natur sich selbst „reparieren“ kann, zumindest dann, wenn man ihr dazu die Zeit lässt. Statt also riesige Flächen mit industriellen Methoden zu bewirtschaften und in kürzester Zeit auszulaugen, nutzen die neuen Landwirte wie Charles und Perrine Hervé-Gruyer in der Normandie kleinere Areale, um dort Obst, Gemüse, Getreide und Kräuter anzubauen.

Sogar mitten in der Stadt kultivieren Urban Gardening Aktivisten in aller Welt auf diese Weise das, was sie vor Ort verbrauchen. Wird die Nahrung dort produziert, wo sie konsumiert wird und bei der Produktion auf den Einsatz von schwerem Gerät verzichtet, sinkt der Bedarf nach Treibstoff und die Abhängigkeit vom Öl kann spürbar gemindert werden. Und wenn Aussaat, Ernte und Verarbeitung nicht mehr durch große Maschinen, sondern in Handarbeit erledigt werden, entstehen unzählige neue Jobs. Auch internationale Experten wie der UN-Berichterstatter Olivier de Schutter bestätigen, dass eine alternative Landwirtschaft möglich ist und sogar bessere Erträge vorweisen kann, als die industriell betriebene Landwirtschaft. Das erste Puzzlestück ist gefunden und es wird sich zeigen, dass die Grundsätze der Permakultur sich auch auf Bereiche wie Energieversorgung, Stadtplanung und die Gestaltung sozialer Infrastrukturen übertragen lassen.

Filmhinweis (Trailer), hier.

 

Ergänzender Hinweis:

Transition Town Freiburg (Hrsg.): Arbeitspapier Permakultur – Landwirtschaft der Zukunft. Redaktion Jörg Beger, 1.3.2017.

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Comment

  • Jörg Beger

    1. März 2017 at 18:31

    Vandana Shiva
    (Wissenschaftlerin, Aktivistin, Autorin)
    Die indische Aktivistin Vandana Shiva widmet sich seit mehr als 30 Jahren dem Kampf für Nahrungsmittelsouveränität sowie der Verteidigung der Artenvielfalt. Mit ihrer Stiftung „Navdanya“ („Neun Samen“ in Hindi) half sie in den vergangenen 20 Jahren mehr als 120 Gemeinden dabei, Samenbanken einzurichten und unterrichtete mehr als 500.000 Bauern im ökologischen Landbau. Die überzeugte Feministin begreift Frauen als Hüterinnen des traditionellen Wissens und der Vielfalt und setzt sich für eine breite naturwissenschaftliche und philosophische Bildung von Frauen ein. Internationale Anerkennung wurde Vandana Shiva 1993 durch die Auszeichnung mit dem „Right Livelihood Award“ zuteil, dem anerkannten alternativen Nobelpreis im Bereich Umwelt.

  • Jörg Beger

    1. März 2017 at 18:35

    Perrine und Charles Hervé-Gruyer
    Betreiber der Bec Hellouin Farm

    Nichts wies zunächst darauf hin, dass Perrine und Charles Hervé-Gruyer einmal Bauern werden. 2004 nahmen die ehemalige internationale Anwältin und der ehemalige Seemann ihre Koffer und zogen auf ein Stückchen Land in der Normandie, um dort die Gemüsefarm Bec Hellouin zu gründen. Mit ihrer Farm in der Normandie setzen Perrine und Charles Hervé-Gruyer neue Maßstäbe im organischen Gemüseanbau. Mit dem Permakultur-Konzept wollen sie dauerhaft funktionierende, nachhaltige und naturnahe Kreisläufe nach dem Vorbild der Natur schaffen. Die Permakultur braucht keinen Treibstoff für Maschinen, keine Pestizide, keine mechanischen oder motorisierten Hilfsgeräte. Sie setzt stattdessen auf Sonnenkraft und manuelle Bearbeitung des Landes. Auf Recherchereisen nach Kuba, Japan, USA und in Frankreich machten sie sich mit verschiedenen Anzuchtpraktiken vertraut, um eine natürliche Vielfalt an Früchten zu ernten und gleichzeitig ressourcenschonend und wirtschaftlich zu arbeiten. Heute begeistert die beispiellose Produktivität der Farm Bec Hellouin Agrarwissenschaftler und Naturforscher, die überrascht sind, wie viele Tier- und Pflanzenarten es auf jeder der Landwirtschaftsparzellen gibt.

  • Jörg Beger

    1. März 2017 at 18:53

    Olivier de Schutter
    (Jurist)
    Olivier de Schutter war sechs Jahre lang der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf Nahrung. Als Verfechter einer Agrarökologie und von landwirtschaftlichen Techniken, welche die ländliche Entwicklung, die Gesundheit der Bevölkerung oder die Erhaltung von Familienbetrieben berücksichtigen, prangert Olivier de Schutter immer noch die Macht der Lobbyisten an, die notwendige Veränderungen sowohl im Bereich der Landwirtschaft als auch der Energie blockieren.
    Olivier de Schutter hat während seines Mandats wiederholt darauf hingewiesen, dass die konventionelle Landwirtschaft längst an ihre Grenzen gekommen ist. Beweis dafür sei die Tatsache, dass weltweit fast 800 Millionen Menschen Hunger leiden müssen und ca. 2,5 Milliarden Menschen durch die „Nebenwirkungen“ der Landwirtschaft wie Verdrängung, Wasserknappheit und Umweltverschmutzung durch Pestizide in Mitleidenschaft gezogen werden. Folgen wie Hunger und Unterernährung sind laut de Schutter politische Fragen, für die es technische Lösungen gibt. „Mit einigen mutigen Entscheidungen“, so de Schutter, „könnte das Problem des Hungers beseitigt werden.“ Doch Lobbyisten und Politiker verschließen die Augen vor Lösungen, die eine Veränderung der Entscheidungsstrukturen und eine Umverteilung des Vermögens beinhalten.

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